Die SPD trauert um Frau Dr. Liesel Hartenstein

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Dr. Liesel Hartenstein, SPD-Politikerin, Buchautorin und Trägerin des Bundesverdienstkreuzes Erster Klasse

Kreise Freudenstadt/Calw. Im Alter von 84 Jahren verstarb am letzten Dienstag Dr. Liesel Hartenstein in ihrem Wohnort Leinfelden-Echterdingen. Liesel Hartenstein war von 1976 bis 1998 Bundestagsabgeordnete der SPD im Wahlkreis Calw/Freudenstadt. Sie hat in dieser Zeit im Wahlkreis Spuren eines engagierten politischen Lebens einer aufrechten Politikerin und überzeugten Sozialdemokratin hinterlassen.

“Es ist doch erstaunlich, was man in so ein Leben alles reinpacken kann.” Das sagte Liesel Hartenstein kurz vor ihrem 80. Geburtstag. Den feierte sie in Echterdingen mit ihrem Mann Eberhard und ihren beiden Kindern bei guter Gesundheit. Noch einmal durfte die promovierte Gymnasiallehrerin bei einem Empfang alle Anerkennung und Ehrungen von politischen Freunden und hohen Respekt von ehemaligen Gegnern erfahren. Liesel Hartenstein bleibt in Erinnerung als streitbare Powerfrau und vielseitige Politikerin, deren Wort und Engagement im Wahlkreis ebenso geschätzt waren wie in Bonn und Berlin.

Als Umweltexpertin, als stellvertretende Vorsitzende des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit des Deutschen Bundestages und als Vize-Chefin
der Enquete-Kommission “Schutz der Erdatmosphäre”, als Delegationsleiterin bei internationalen Konferenzen in der ganzen Welt bis hin zum Klimagipfel in Kyoto 1997 erwarb sie sich internationale Anerkennung. Der schnelle Klimawandel erschreckte sie noch im Ruhestand: “Die Erderwärmung in Grenzen zu halten ist die vorrangige Aufgabe des 21. Jahrhunderts”, so ihre Überzeugung.

In Echterdingen begann sie einst ihre politische Arbeit beim Kampf gegen den Fluglärm. Sie kämpfte als Gründerin der Schutzgemeinschaft gegen den Großflughafen Stuttgart, für die Erhaltung der Filder und für ein gesundes Wohnumfeld für etwa 200 000 Menschen in diesem Raum. Sie ging in die Kommunalpolitik, wurde Mitglied des Landesvorstandes der SPD und startete die Aktion: “Mehr Frauen in den Gemeinderat“. Als Landesvorsitzende der sozialdemokratischen Arbeitsgemeinschaft für Frauen stand sie ein für die Gleichberechtigung und gleiche Bildungschancen für Frauen.

Die Mitgliedschaft in der Enquete-Kommission “Vorsorge zum Schutz der Erdatmosphäre” ab 1980 war für Liesel Hartenstein die wohl aktivste Zeit, die nach sieben Jahren internationaler Zusammenarbeit mit internationalen Experten, Wissenschaftlern und Verbänden in der Konferenz in Rio de Janeiro 1992 gipfelte. Früh hatte die Abgeordnete ihre Skepsis gegen den “Wachstums-Fetischismus” geäußert, empfand den Begriff Lebensqualität als ein Schlüsselwort. Sie eckte damit nicht selten auch in ihrer SPD-Bundestagsfraktion an.

Im Wahlkreis engagierte sich die Abgeordnete für eine bessere Verkehrspolitik für Straße und Schiene. Die Belange eines umweltverträglichen Tourismus lagen ihr ganz besonders am Herzen. Als erste Politikerin überhaupt hatte sich Liesel Hartenstein bereits ab Anfang der 80-er Jahre unermüdlich in die Diskussion um das Waldsterben eingeschaltet und sich vehement für Sofortmaßnahmen gegen das Waldsterben eingesetzt. Das bundesweit beachtete Schwarzwaldprogramm der SPD, in Freudenstadt verabschiedet, trägt ihre Handschrift. Den Problemen der bäuerlichen Landwirtschaft insbesondere in den schwierigen Lagen des Schwarzwaldes galt ihr ganz besonderes Interesse bis zuletzt. Hier sah sie besonderen Handlungsbedarf.

Auch nach ihrem Ausscheiden aus dem Bundestag bleibt Hartenstein politisch aktiv mit dem hohen persönlichen Engagement. Als Mitglied in zehn Umweltverbänden war sie fast täglich beschäftigt. Eine Sorge trieb sie besonders um: “Das Bewusstsein, dass die Ressourcen der Erde nicht unendlich sind war in den 70-er Jahren weit stärker als heute.” Viele Veröffentlichungen und Publikationen zur Umweltpolitik, insbesondere zu den Themen Abfallwirtschaft, Klimaschutz, Waldsterben, Vernichtung der Tropenwälder, Zukunft der Landwirtschaft und zur europäischen Umweltpolitik zeugen von ihrem außergewöhnlichen Engagement. Ihr Interesse an der Arbeit der SPD im Kreis Freudenstadt hat sie bis zuletzt bekundet. So lies sie sich noch wöchentlich über die Probleme und Weiterentwicklung des Landkreises und seiner Kommunen durch den SPD-Kreisvorsitzenden Gerhard Gaiser informieren mit dem sie immer ein sehr enges und freundschaftliches Verhältnis verband.

Dr. Liesel Hartenstein wird der SPD sehr fehlen.

Unser tiefes Mitgefühl und unsere Anteilnahme gelten ihrer Familie.
In großer Dankbarkeit nehmen wir Abschied.

Gerhard Gaiser
SPD-Kreisvorsitzender Freudenstadt

Saskia Esken
SPD-Kreisvorsitzende Calw

 

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